Samstag, 28. März 2015

I have a dream: Von einer radikalen AfD - einer "3V"-AfD!


Man wird ja wohl noch träumen dürfen, oder?
Ich träume (wenn ich gelegentlich aus der realen Welt wegdrifte) von einer AfD 3V:
  • Vernetzt
  • Verantwortlich
  • Vorausschauend.


VERNETZT:

Etwas gefährlich ist in meinem Zusammenhang der Ausdruck "vernetzt", denn der muss beinahe zwangsläufig im Sinne personeller Netzwerke missverstanden werden.
Mir geht es hier aber um ein "vernetztes Denken", wie Frederic Vester es beschrieben und gefordert hat. (Sein Buch darüber habe ich zwar nicht gelesen; eine Erläuterung dazu gibt es aber auf Wikipedia.)
Ein spezifisch AfD-bezogenes Beispiel, bei dem "vernetztes Denken" nötig wäre, ist etwa der von vielen geforderte Euro-Austritt (aber ebenso auch eine mögliche Schrumpfung der Euro-Zone). Ein Austritt (usw.) würde (auch wenn das wohl nur wenige unter uns realisieren, oder überhaupt darüber nachdenken) eine ziemliche Katastrophe. Und zwar unabhängig davon, wie er im Detail abläuft.
Steuern kann man den höchstwahrscheinlich nicht: Sobald "der Markt" wittert, dass der Eurotz am Ende ist, wird er gewaltige Kräfte in Bewegung setzen, die zunächst einmal durchaus auch zerstörerischer Natur sein werden.
Es ist wie damals anno 9 in der Varus-Schlacht. Die war für die Germanen hochriskant, und verlief vermutlich auch für sie selber blutig (trotz des Sieges).
Aber die Alternative wäre gewesen, dass sich die Stämme im freien Teil Germaniens für die nächsten Jahrhunderte unter das Joch der Römer hätten beugen müssen.
Also eine Zwickmühle zwischen "Ende mit Schrecken" und "Schrecken ohne Ende".
In gleicher Weise würde das Ende des Euro ein "Ende mit Schrecken" sein.
Aber die Alternative wäre die Versklavung der deutschen Steuerzahler und/oder Sparer zum Wohle der südlichen Schlender-Länder in einem Gefangenenlager des Schreckens ohne zeitliches Ende.

Wenn dieses Beispiel letztlich nicht wirklich problematisch ist dann liegt das lediglich daran, dass sich die breiten Massen (und das schließt die Masse der Parteimitglieder ein) nicht wirklich eine Vorstellung davon machen können, was dann abgeht.
(Für völlig unrealistisch halte ich Szenarien einer friedlichen Zerlegung des Euro-Gulag; auch die Vorstellungen von Prof. Bernd Lucke von einem "sanften" Ausstieg Griechenlands über eine temporäre Doppelwährung halte ich für einen schönen Traum.)


Um vernetztes Denken geht es aber beispielsweise auch in der Altersvorsorge.
Klein Fritzchen glaubt: "Wenn es fraglich ist, ob der Staat später für mich sorgen kann, dann muss ich tüchtig selber Geld aufs Konto legen: Dann geht es mir im Alter bestimmt gut."
Das ist natürlich Lieschen-Müller-Denke. Denn Geld kann man nicht essen, und im Alter hat man nur dann was zu beißen, wenn es   a) genügend noch Arbeitende gibt (oder, eher hypothetisch, wenn alles von Robotern erledigt wird) und wenn   b) die Arbeitenden genügend von ihrer Arbeitsleistung abgeben.
Ausreichende Beträge über die Beitragsbelastung zu generieren kann schwierig werden, wenn es nur noch relativ wenige Arbeitende gibt.
Aber auch das Geldvermögen nützt dann wenig: In Mietshäusern fallen die Renditen, weil die Einwohnerzahlen sinken; die Unternehmen werfen (absolut) geringere Renditen ab, weil sie einfach weniger umsetzen, usw.
Etwas ausführlicher habe ich speziell diese Problematik beschrieben in meinen Blotts "Sandkasten-VWL sichert keine Altersrenten!" (01.03.2015) und "Prof. Hans Werner Sinn als Stalinist der Marktwirtschaft: Das Kapitaldeckungsverfahren für die Rentenversicherung ist eine Tonnageideologie des Kapitals!" (04.03.2015).
Leider ist hier auch ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler (wenn auch mit einer scheinbar intelligenteren Begründung) der Volksdenke anheimgefallen, dass uns die Zinstauben auch dann in den Mund fallen, wenn die Population sinkt.
Und die AfD scheint ihm nachzutrotten. Wir haben zwar selber kompetente Wirtschaftswissenschaftler, aber auch die bewegen sich lediglich im Becken der herrschenden Lehrmeinungen.
Und die kann man in Sachen Vorsorgesparen getrost auf der Deponie der Gedankenlosigkeit entsorgen.

Tatsächlich ist es wahrscheinlich, dass ein Vorsorgesparen die Wirtschaft sogar noch schwächt, anstatt sie (wie Prof. Sinn behauptet und glaubt) zu stärken.
Das ist dann zu erwarten, wenn unsere Gesellschaft insgesamt (egal wer konkret) schon jetzt zu viel Geldkapital angehäuft hat (was ich vermute), und bereits die vorhandenen Geldersparnisse nicht mehr sinnvoll voll in der Realwirtschaft investiert werden können.
Zusätzlich erzwungenes Vorsorgesparen kann dann zur Konjunkturkrise führen bzw. eine Krise verschärfen, weil es der Wirtschaft zusätzlich Nachfrage entzieht.
Weiterhin wäre es, immer noch auf dem Gebiet der Rentensicherung, sehr viel wichtiger, die jetzigen Kinder bestmöglich auszubilden. Weit mehr als Investitionen in Maschinen lassen Investitionen in diesem Bereich später eine höhere Produktivität erwarten.
Aber auch dafür fehlt uns natürlich (als Gesellschaft) das Geld, wenn wir es, mit staatlichen Zuschüssen, auf dem Vorsorgekonto verschimmeln lassen.


Vernetztes Denken ist dadurch charakterisiert, dass es die verschiedensten Sphären zusammenzuschauen versucht.
Als anschauliches Gegenbeispiel habe ich (in einem älteren und buchlangen Text ebenfalls über die Rentenfinanzierung) ein "Denken wie die Webervögel Nester bauen" bezeichnet. Die berechnen (natürlich) nicht die Statik eines Baumes und entscheiden dann, wo und ob überhaupt sie ihr individuelles Nest anbauen, sondern die bauen halt einfach drauflos. Was dann öfter mal ein Zusammenbrechen des Träger-Baumes zur Folge hat.
Man sollte glauben, dass wir Menschen intelligenter sind als diese Vögel; aber meist beschränken auch wir uns, mangels Klugheit oder aus Denkfaulheit, auf "Anbauten" an schon Vorhandenes, ohne Rücksicht auf die Veränderungen, die solche "Anbauten" für das Ganze zwangsläufig mit sich bringen.



VERANTWORTLICH:

Verantwortliches Handeln heißt für mich, zum Wohle des Ganzen Politik zu machen, und zwar ggf. auch gegen große Widerstände im eigenen Volk.

Beispiele dafür sind die Reform der Arbeitslosenversicherung (Stichwort "Hartz IV") durch Gerhard Schröder. Oder die - zuletzt ja teilweise wieder zurückgedrehte - Verlängerung der Lebensarbeitszeit durch eine frühere Große Koalition.

Negativbeispiele sind aktuell in Bayern der Kampf des Mega-Populisten Horst Mauthofer (bekannter unter dem Alias "Seehofer") gegen mindestens eine der beiden geplanten Fernstromleitungen, die windkrafterzeugten Strom von der Nordseeküste nach Bayern transportieren sollen.
Dagegen gibt es seitens derjenigen, in deren Gegend die Leitungen verlaufen sollen, heftigste Widerstände. Etwa nach dem Motto: Wozu brauchen wir Starkstromleitungen? Der Strom kommt doch aus der Steckdose!
Und Mauthofer riskiert eher den Industriestandort Bayern als einen Verlust der absoluten Macht für die CDU.
(Wo hier die AfD steht? Keine Ahnung: Ich nehme sie bei dieser Zukunftsfrage unseres Wohlstands einfach nicht wahr. Leider.)

Ein weiteres einschlägiges Exempel ist der Bau (oder Verzicht auf) eine(r) 3. Startbahn für den Münchener Flughafen.
"Das" Volk, in diesem Falle freilich nur die Münchener, haben dagegen gestimmt. Die Stadt ist Mitgesellschafter des Flughafens und blockiert (muss wohl blockieren, weil sie vermutlich an den Bürgerentscheid gebunden ist) den Ausbau.
Ganz Bayern (aber nicht zuletzt natürlich auch München selbst) beraubt sich damit wesentlicher weiterer Entwicklungsmöglichkeiten.
Das wäre in Ordnung, bzw. sogar gut, wenn man die "natürliche" demographische Entwicklung eines schrumpfenden Einwohnerzahl in Deutschland akzeptieren würde. Wer dagegen die Population von innen (Familienförderung) oder außen (Einwanderung und Immiggression) aufpumpen will, muss halt auch für ein entsprechendes Wirtschaftswachstum sorgen.
(Hat sich der bayerische Landesverband der AfD hier entschieden positioniert? Natürlich nicht: Der krittelt ein wenig an der CSU herum und beschränkt sich in der Sache auf die kaum originelle Feststellung, dass der Flughafenausbau "ein stark umstrittenes Projekt" ist.)


Natürlich ist die Forderung, ggf. Zukunftsprojekte auch GEGEN massive Widerstände im Volke voranzutreiben, nicht unproblematisch. Denn genau das machen ja, auf ihre Art, auch die Blockparteien: Die erklären die Europäische Währungsunion für zukunftsträchtig (und glauben das ja vielleicht auch selber), und hauen unser aller Geld in unvorstellbaren Beträgen für die angebliche "Euro-Rettung" auf den Kopf: Gegen den Volkswillen.
Aber es hilft nun mal nichts; die Entscheidung darüber, was sinnvoll ist und was nicht, muss eine verantwortlich denkende und handelnde Politik im und für den jeweiligen Einzelfall treffen.
Eine typisierende Betrachtung, wonach alles gut wäre, nur weil "das Volk" es gerne hätte, und alles schlecht, nur weil "das Volk" es ablehnt, geht an den Realitäten vorbei.



VORAUSSCHAUEND:

Weiter denken als bis zur eigenen Nasenspitze heißt beispielsweise, auch mal eine bittere Medizin schlucken - wenn man ziemlich sicher sein kann, dass sie hilft. Genau das verweigert etwa Griechenland ja nun schon seit der faktischen Insolvenz des Staates im Mai 2010, und die neue national-sozialistische Koalitionsregierung seit Ende Januar 2015 noch weitaus vehementer.
Die Syriza-Koalition ist bei den Griechen bekanntlich populär; aber auch dort laufen die Füße in eine andere Richtung als der Mund. Die Menschen ziehen ihr Geld von den Banken ab, investieren noch weniger als vorher in die Wirtschaft - und Steuern zahlen sie auch kaum noch.
Schließlich haben die neuen Politiker dem Volk ja versprochen, dass sie das Geld bei den anderen holen werden: Den Deutschen, und/oder bei der Europäischen Zentralbank.

Besonders unpopulär sind in Griechenland offenbar eine Einschränkung des wuchernden Staatsbürokratie, und die Privatisierung der warmen Schmarotzer-Nester in den Staatsunternehmen. Natürlich ist das hart für die Betroffenen; aber das Land als Ganzes würde von einem beherzten Rückschnitt der Staatswirtschaft mit Sicherheit enorm profitieren, und von geringeren Ausgaben (und einer Effiziensteigerung) der Staatsverwaltung mindestens ebenso sehr.

Hier geht es nicht um Griechenland, sondern um UNS. Aber agieren wir wirklich immer total anders als die Griechen?
Auch bei uns wird das Geld rausgehauen, als gäbe es kein Morgen: Elbphilharmonie, defizitäre Krankenhäuser usw., eine hypertrophierte Kultur-, Sozial- und Asyl"industrie" fressen sich wie Krebsgeschwüre durch unsere Geldbeutel.
Das Volk, und auch auf diesem Gebiet eben leider auch das Parteivolk, debattiert lieber darüber, ob die Politiker 1. oder 2. Klasse im Zug fahren dürfen. Aber wenn es darum geht, ein hochdefizitäres Krankenhaus, Opernhaus usw. im eigenen Ort zu erhalten, dann geht der Sparwille gegen Null, und die Intelligenzbürgern jubeln denjenigen zu, die ihr eigenes, hart erarbeitetes Steuergeld verheizen.
"Steuern müssen wir ja sowieso bezahlen, dann sollte dafür ..... ja wohl auch noch Geld übrig sein", lautet die stereotype Begründung. Dass die vorhandenen Einnahmen längst verplant sind, und neue Ausgaben nur über NEUE Einnahmen finanziert werden können: Daran denkt das Volk doch nicht. Das beschränkt sich darauf, die Politiker zu beschimpfen, die nach Meinung der Intelligenzbürger kein anderes Ziel haben, als sich selber "die Taschen vollzumachen".

So sind es dann letztlich die Bürger selber, deren Borniertheit es verhindert, dass der Solidaritätszuschlag beseitigt und der ungeheuerliche Verarmungsdiebstahl der Kalten Progression abgeschafft wird.
Bevor wir (Bürger und Parteimitglieder) das nicht einsehen, können wir auch nicht die staatliche Saftpresse abschaffen, die auch noch den Ärmsten von uns (etwa via Umsatzsteuer) das letzte Blut auspresst.

Wir als AfD müssen uns von unserer existenziellen Lebenslüge befreien, dass man das Volk nur fragen müsse, um optimale Lösungen zu erhalten.
Das reicht nicht; Parteien müssen den Dialog mit dem Volke führen, und das heißt eher, dass sie dem Volk die Notwendigkeit von Maßnahmen ERKLÄREN müssen, die häufig nicht populär sein werden.
Unser Ziel müsste es freilich sein, solchen Einschnitten dann rasch auch steuerliche Entlastungen folgen zu lassen, also auch hier "vernetzt" zu agieren: Hier 10 Mrd. einsparen, dort die Steuerlast (zunächst nach sozialen Kriterien) um 10 Milliarden senken.
Auf Dauer fasst das Volk dann ja vielleicht doch etwas Vertrauen zu einem solchen bislang ungewohnten Politikverständnis.
Und honoriert es vielleicht eines Tages auch, wenn die AfD sich als einzige Partei weigert, ihrerseits zu einer Nikolauspartei zu degenerieren.



AUFWACHEN!

Nein, wir werden keine V3-AfD. ;-)
Auch bei uns werden, wenn etwas abgeht wie eine Rakete, das lediglich die Staatsausgaben sein - und die Steuerschraube.
Auch unsere Politiker werden sich hinstellen und, ohne  die innere Folgerichtigkeit zu hinterfragen, im gleichen Atemzug fordern, dass der Staat sparen soll - und dass die Olympischen Spiele doch bitte nach Berlin (oder Hamburg) kommen mögen.

Aus schönen Träumen aufzuwachen ist unangenehm. Aber mein Tagtraum war wenigstens ein geplanter, bei dem ich von vornherein wusste, dass er niemals realisiert werden wird.

Für viele Mitbürger und Parteifreunde wird das Erwachen unangenehmer werden. Die glauben nämlich allen Ernstes, dass man den Kuchen essen und trotzdem aufbewahren kann. Die Wundersüchtigen sterben halt genauso wenig aus, wie die Verschwörungstheoretiker.

Während wir uns um quasi-ideologische Standpunkte von liberal oder konservativ streiten, trotten wir dort, wo Deutschland WIRKLICH einen neuen Ansatz bräuchte, genauso gedankenlos dahin wie die Altparteien auch.
Auch wir sind keine Partei, welche die Steueresel von ihren Lasten befreien will.
Auch bei uns wird es am Ende darauf hinauslaufen, dass auch uns nichts besseres einfällt, als für die Esel den Nikolaus spielen: Den Mulis für 90 Cent mehr Futter geben, aber für 100 Cent mehr aufpacken. (Die Differenz geht für bürokratische Reibungsverluste drauf.)

Schade; aber so ist das Leben halt. Da auch ich die Richtung dieser Volksbeglückungs-Vektoren sicherlich nicht ändern kann, sollte ich mir vielleicht mehr Illusionen machen? Oder noch öfter in süßen Tagträumen wiegen?




ceterum censeo
Blockis* bluten brave Bürger!
Deshalb Deutschland in Europa:
Weder Zuchtmeister, noch Zahlmeister!

* Die eurofetischistischen "Blockparteien" CDUCSUFDPGRÜNESPD 
Textstand vom 28.03.2015

1 Kommentar:

  1. Sehr lesenswerter Artikel..Vieles kann ich teilen. Hauptpunkt, wenn die Basis nicht bald aufwacht, dann ist die politische Bedeutungslosigkeit der AfD nicht mehr fern. Mein Hauptkretikpunkt an Ihren Ausführungen isr folgender. Politiker sollten die Interesen der Mehrheit der Bevölkerung vertreten. Notwendige Massnahmen, auch unliebsame, müssen durch gegenüberstellen von ehrlichen Varianten dem Volk zur Abstimmung nahe gebracht werden(Schweiz). Dieser Weg ist schwer, aber für die Zukunft unumgänglich. Ich hoffe, daß unser Programm(AfD) dies ohne wenn und aber verdeutlicht. Politiker(Eliten) haben bisher versagt. Wenn wir keine Alternative aufzeigen, wozu braucht unser Land dann noch eine neue Partei.

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