Sonntag, 22. Mai 2016

Guderian statt Maginot: Wider den Schrebergarten-Identitarismus der Tillschneider-Truppe!


Das Leben ist kein Ponyhof: Was nicht mehr wachsen will, muss weichen.

Die Natur kennt, auf Dauer jedenfalls, keine Schrebergärten für kulturelle Nesthocker.
Völker und Kulturen, die glauben, sich zurücklehnen zu können, werden früher oder später von dynamischeren Konkurrenten verdrängt: Gewaltsam durch Krieg, oder friedlich durch religiöse oder zivilisatorische Missionierung.

Der Einzelne wird mit den fundamentalen Lebensgesetzen (die übrigens bereits auf der Ebene der Pflanzen wirksam sind) heute nicht mehr ganz so  brutal konfrontiert wie früher: Gegen alle möglichen Wechselfälle des Lebens puffern ihn gesellschaftliche Sicherheitsnetze ab.
Es ist aber ein Irrtum zu glauben, dass sie deswegen außer Kraft gesetzt worden wären. (Genauso wie es irrig ist, an einen Ausbruch des ewigen Friedens zu glauben, nur weil Europa nach dem 2. Weltkrieg relativ kriegfrei war. Und deshalb die NATO für verzichtbar zu halten.)

Für Oswald Spengler ("Untergang des Abendlandes") war die westliche Hochkultur nur eine unter mehreren (vorangegangenen und weitestgehend voneinander unabhängigen) Kulturen, die in ihrem historischen Stellenwert auf derselben Stufe stehen. Dass die abendländische Kultur einen qualitativen Sprung darstellen könnte, war für ihn unvorstellbar. Offiziell hat er diese Meinung wohl nie revidiert; allerdings soll es in seinem Spätwerk (das lediglich aus Fragmenten und Notizen besteht) Anzeichen für eine Meinungsänderung gegeben haben.

Rein zufällig stieß ich jetzt beim Blättern in "seinem" Buch "Frühzeit der Weltgeschichte. Fragmente aus dem Nachlass" (München 1966) auf einen Passus, der Spengler selber hätte skeptisch machen müssen - wenn er nicht sogar Ausdruck einer geänderten Sichtweise, oder zumindest von Zweifeln, ist.
Unter Ziff. 116 (S. 129/130) heißt es dort (meine Hervorhebungen):
"Stamm und Staat: Die Größe des Stammes beruht auf der Notwendigkeit, sich zu kennen, zu versammeln, miteinander reden zu können. Der Staat ist der möglichen Größe nach von der Schnelligkeit des Verkehrs abhängig, also von einer Schrift, von Schiffen, von Pferde, von Straßen, Nachrichtenläufern. Es ist ganz unmöglich, dass Ägypten und Babylon [Syrien - offenbar vom Hrsg. ergänzt] einverleibt haben könnten. Syrien hing nur lose damit zusammen, Byblos durch den Seeverkehr. Das römische Imperium bildete sich erst aus, als Schiffstyp und Straßenbau die Machtorganisation in großem Maßstabe ermöglichte."
Diese Einsicht gilt freilich auch umgekehrt: In einer Welt der Eisenbahnen, Dampfschiffe und (später) Flugzeuge und Automobile ist eine Tendenz zur politischen Organisation der Menschen auf einer weitaus breiteren geographischen Grundlage zu erwarten.
Zwar werden wir gewiss in naher Zukunft keinen Weltstaat bekommen.
Aber die Vormacht unserer westlichen Zivilisation, die USA, herrschen nicht rund um ein kleines Binnenmeer, wie die Römer: Sie sind die Vormacht der ganzen Welt.
Und diese Welt hat sich, zögerlich tastend, eine Weltorganisation geschaffen, die Vereinten Nationen.

Die frühere Menschheitsentwicklung mag sich tatsächlich in weitgehend voneinander abgeschotteten und regional begrenzten Hochkulturen vollzogen haben. Im Gegensatz zu Spengler bin ich jedoch davon überzeugt, dass diese Hochkulturen gleichwohl Teil einer menschheitsgeschichtlichen Gesamtentwicklung sind. Und daher ihrerseits zur Ausprägung einer noch höheren Art von Hochkultur führen mussten - und auch tatsächlich geführt haben.

In meinen Augen hat das lebensfundamentale Wachstums- und Fortschrittsprinzip im Zuge der Evolution eine Zivilisation "ausgesucht", einen "großen Sprung nach vorn" zu machen: Die westliche.

Freilich ist es reichlich naiv, den Fortschritt als einen solchen zu besseren Menschen und höherer Moral zu sehen.
Der Natur ist es herzlich gleichgültig, ob wir Menschen gut oder schlecht sind; die ihr innewohnende Tendenz kennt (wie man angesichts der Entwicklungsgeschichte vermuten muss) nur eine Richtung: Zu höherer Komplexität.
Und dass die Menschen, auch wenn sie ihre primitivere Kultur ansonsten beibehalten wollen, die fortgeschrittene ökonomische Entwicklungsstufe des Westens höher schätzen als die Rückständigkeit und Korruption in ihren eigenen Ländern, zeigt ja schon seit längerem die massenhafte Immiggression aus Dritte-Welt-Ländern nach Europa. Die Eindringlinge möchten sich gerne der Mühe entheben, das eigene Land zu entwickeln und sofort ihren privaten "Sprung nach vorn" ins gemachte Nest machen. Aber gleichzeitig erwarten viele von denen, dass sie ansonsten nach ihren rückständigen Gesellschaftsmodellen weiterleben können. (Was übrigens ganz normal ist: Auch die Griechen wollen westlichen Lebensstandard, aber die gewohnte Korruption und Klientelismus. Und viele DDR-Bürger freuen sich zwar über Freiheit und Marktangebot; dennoch trauern sie manchen Einrichtungen des alten Regimes nach.)
Jedenfalls: In der lebensweltlichen Dimension wird der Kulturrelativismus durch eine ständige Abstimmung mit den Füßen widerlegt.

Für Oswald Spengler waren Wissenschaft und Technik unserer Zivilisation nicht wahrer und standen nicht höher als diejenigen anderer Kulturen.
Aber das widerspricht schon unserer Alltagserfahrung. Wir leben in einer weltweit (mehr oder weniger) arbeitsteiligen Gesellschaft; in Stunden erreichen wir die andere Seite des Globus. Manche von uns fliegen zum Mond; und ins Weltall kann jeder (kurz) aufsteigen, der genügend Geld dafür hinblättert.
Die griechische Vorstellung vom Atom hat mit unserer nichts mehr gemeinsam. Und das ist keine bloß interpretatorische Differenz: Wir können unser teilchenphysikalisches Wissen technisch anwenden, z. B. zur Energieerzeugung oder für die Herstellung von Quantencomputern. Während átomos, das Unteilbare, bei den alten Griechen ein bloß durch gedankliche Operationen gewonnener Begriff blieb, der in den Vorstellungen ganz weniger Philosophen herumgeisterte, ohne irgend eine praktische Auswirkung zu haben.

Die chinesische, babylonische, ägyptische und antike Kultur mögen mehr oder weniger auf einem vergleichbaren Entwicklungsstand verblieben sein.
Mit der abendländischen Kultur dagegen hat die Menschheit einen neuen Entwicklungsschritt vollzogen.

Wir wissen, was geschah, als das antike Rom nicht mehr expandierte: Die Germanen expandierten, ins Römische Reich hinein. Das waren keineswegs immer kriegerische Expansionen; genau wie heute gab es auch friedliche "Invasionen" germanischer Stämme in das römische Reichsgebiet (insbesondere nach Gallien). Platz war damals noch genug vorhanden (vielleicht hatten auch Seuchen oder Kriege Landstriche entvölkert), und die römische Regierung brauchte natürlich Steuerzahler - und Landesverteidiger.
Die Entwicklung im Einzelnen kennen wir nicht; wohl aber das Ergebnis: Die hochstehende antike Kultur verfiel, wurde barbarisiert.
Ich bin kein Prophet; aber wer kann ausschließen, dass sich diese Entwicklung heute wiederholt?

Wir alle lehnen eine weitere Massenimmiggression nach Deutschland ab.
Aber ich fürchte (vgl. das Eingangsmotto), dass "Schotten dicht" auf Dauer keine hinreichende Lösung ist.
Das bedeutet nicht, dass ich für "Schotten hoch" plädieren würde; ich will (wie Sie aufgrund des Titels sicherlich schon ahnen) auf etwas anderes hinaus.


Auf unserem Stuttgarter Programmparteitag haben wir in Abänderung des von Programmkommission und Bundesvorstand vorgelegten Programmentwurfs (Leitantrag) u. a. einen Antrag von Dr. Hans-Thomas Tillschneider zum Umgang mit dem Islam angenommen.
An alle Einzelheiten erinnere ich mich nicht; es dürfte sich aber um den Antrag ID : 1651, Antragsart/ Nummer: LT491 (S. 668/669 Antragsbuch Teil 2*) handeln.
* Im Prinzip hier erreichbar; bei mir funktioniert das Hochladen allerdings derzeit nicht.
Diesen Text gebe ich nachfolgend einschließlich der Begründung wieder (meine Hervorhebungen; außerdem habe ich den Text gegliedert).
Zunächst aber die Fassung des Leitantrages:

"7.6.2 KRITIK AM ISLAM MUSS ERLAUBT SEIN
Religionskritik, auch Kritik am Islam, ist im Rahmen der allgemeinen Gesetze rechtmäßig als Teil des Grundrechts der freien Meinungsäußerung. Religiöse Satire und Karikaturen sind ebenfalls von der Meinungs und Kunstfreiheit geschützt. Die AfD unterstützt das Bestreben von Islamkritikern, über den Islam aufzuklären, Reformen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft anzustoßen und den Islam an die Normen und Werte der aufgeklärten Moderne anzupassen.
Die AfD wendet sich gegen eine Diffamierung von Islamkritik als „Islamophobie“ oder „Rassismus“. Islamwissenschaftler, Historiker, Staatsrechtler und Soziologen, auch muslimischer Abstammung, fordern eine historischkritische Betrachtung von Koran und Sunna sowie den Verzicht auf die Scharia und eine islamische Staatsverfassung. Ihnen und ihren Zielen gilt angesichts vielfacher Verfolgung und Bedrohung unsere Solidarität."

Und hier der Änderungsvorschlag (der vermutlich auch so angenommen wurde):
"Antragstext:Der Bundesparteitag möge beschließen: Aus dem Abschnitt „7.6.2. Kritik am Islam muss erlaubt sein“ werden folgenden Passagen gestrichen:
  • „Die AfD unterstützt das Bestreben von Islamkritikern, über den Islam aufzuklären, Reformen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft anzustoßen und den Islam an die Normen und Werte der aufgeklärten Moderne anzupassen.“ (S. 34, Z. 23-26)
  • „Islamwissenschaftler, Historiker, Staatsrechtler und Soziologen, auch muslimischer Abstammung, fordern eine historisch-kritische Betrachtung von Koran und Sunna sowie den Verzicht auf die Scharia und eine islamische Staatsverfassung. Ihnen und ihren Ziel gilt angesichts vielfacher Verfolgung und Bedrohung unsere Solidarität.“ (S. 34, Z. 28-31).
  • Außerdem wird die Überschrift des Abschnitts geändert zu „7.6.2. Kritik am Islam und den Islamverbänden muss erlaubt sein“.
Antragsbegründung:
Es kann und darf nicht unsere Sache sein, „den Islam an die Normen und Werte der aufgeklärten Moderne anzupassen“. Wenn wir uns verbitten, daß die Islamverbände uns vorschreiben, wie wir in Deutschland zu leben haben, dürfen wir den Muslimen nicht vorschreiben, wie sie in ihren Ländern zu leben haben. Wenn wir eine Islamisierung Europas zurückweisen und dabei konsistent und verallgemeinerbar argumentieren wollen, dürfen wir keine Europäisierung des Islams fordern.
Wir können und müssen dem Islam in Deutschland in seine Schranken weisen, aber wir haben nicht das Recht, in innerislamische Entwicklungen einzugreifen. Was sich in Wahrheit hinter einer solchen kulturmissionarischen Haltung verbirgt, zeigen die USA, die unter dem Vorwand der Welt Freiheit und Demokratie zu bringen, in Wahrheit doch nur ihre imperialen Interessen verfolgen und dabei nichts als Elend und Chaos verbreiten.
Gewalt, Konflikte, Unruhen und das Phänomen einer massenweisen sexuellen Belästigung wie Neujahr in Köln aber auch in Ägypten sind weder dem Islam noch der westlichen Lebensart anzulasten, sondern der Konfrontation des Islams mit der westlichen Lebensart im Zuge der Globalisierung.
Der Versuch, „den Islam an die Normen und Werte der aufgeklärten Moderne anzupassen“, ist somit keine Lösung, sondern die Wurzel des Übels."

 
Für mich sind diese Änderungen der Ausdruck eines kulturellen Defätismus, der uns längerfristig in die Defensive gegenüber dem Islam und unter dessen Räder bringen wird.
Der Text zu dem Stichwort "Ethnopluralismus" in der Wikipedia hat zwar eine deutlich linke Schlagseite; doch wenn man das weiß und berücksichtigt, bietet er eine Menge nützlicher Informationen.

Der Eintrag "Kulturrelativismus" scheint mir neutraler gefasst. Ohne in die ganzen Feinheiten der Debatte einsteigen zu wollen, die (wie die meisten intellektuellen Auseinandersetzungen) irgendwann bei dem Streit um die Anzahl der Engel enden, die auf eine Nadelspitze passen,  scheint mir doch eine Beobachtung im Text zutreffend zu sein: "Der Kulturrelativismus ist ein wichtiger Bestandteil des Multikulturalismus."

Tatsächlich ist es ja so, dass sowohl der linke Multikulturalismus als auch der rechte Ethnopluralismus gewissermaßen 'jede Kultur nach ihrer Fasson selig werden' lassen wollen.
Nur glauben die Linken, dass ein friedliches Zusammenleben innerhalb desselben Landes möglich sei.
Ganz so naiv sind die Rechten nicht; die können sich unterschiedliche Kulturen nur in klar voneinander abgegrenzten geographischen Räumen (Ländern) vorstellen.

Aber auch das wird auf Dauer aus ZWEI Gründen nicht funktionieren:
  1. Vitale Kulturen (was nicht mit wissenschaftlicher, technischer, ökonomischer oder auch militärischer Stärke identisch sein muss!) haben eine expansive Tendenz. Nur resignative Altkulturen glauben, ihren Lebensabend ungestört im Schaukelstuhl ihres Schrebergartens genießen zu können.
  2. Das Wohlstandsgefälle, aber ggf. auch demographische Defizite der Altkulturen, werden einen ständigen Druck auf die "höhere" Kultur ausüben, die zu einer wirklich robusten Verteidigung ihrer Grenzen zunehmend weniger bereit ist. (Beispielhaft ist insoweit die Debatte um die angebliche Forderung von Frauke Petry nach einem "Schießbefehl" zur Grenzsicherung!)
 
Die französische Militärstrategie vor dem 2. Weltkrieg war rein defensiv; die nach dem Politiker André Maginot benannte und technisch außerordentlich elaborierte Maginot-Linie sollte einen eventuellen deutschen Angreifer aus Frankreich heraushalten.
 
Das deutsche Konzept war auf Angriff ausgelegt. Symbolisch steht dafür der Name Heinz Guderian. Über diesen (übrigens 1954 hier in Schwangau verstorbenen) Generaloberst aus dem 2. Weltkrieg lesen wir:
"Guderian gilt, was das deutsche Heer anbelangt, als Erfinder der Panzertruppe als selbständige Truppengattung und war maßgeblich an der Entwicklung der taktischen Konzepte „Gefecht der verbundenen Waffen“ und „Führung von vorne“ beteiligt."
 
Natürlich will ich keinen heißen Krieg mit dem Islam.Aber einen ständig schwelenden, mehr oder weniger heißen Kulturenkonflikt werden wir nicht verhindern können. Die Frage ist nur, ob wir in diesen Auseinandersetzungen der Amboss oder der Hammer sein werden.



Das Leben ist, wie gesagt, kein Ponyhof. Es geht NICHT, darum, "konsistent und verallgemeinerbar" zu argumentieren, oder nach dem Motto "Was du nicht willst, dass dir man tu, das füg auch keinem anderen zu", den Islam in Ruhe zu lassen. Wer sich mit solchen Nickeligkeiten aufhält hat den Kampf verloren, ehe er überhaupt begonnen wurde: Kulturelle Defensive wird genauso scheitern wie das militärische Defensivkonzept der Maginot-Linie (oder später von Dien Bien Phu).
Denn der Gegner wird seinerseits UNS NICHT den Gefallen tun, unseren Schrebergartenzaun zu respektieren.
Und zwar nicht, weil die Muslime besonders bösartig wären.
Sondern weil deren zivilisatorisch zwar rückständige Kulturen VITAL sind. Die müssen sich aus innerer Notwendigkeit heraus auszubreiten versuchen - soweit sie sich nicht assimilieren, oder soweit sich nicht auch die islamische Religion, ebenso wie weitgehend das Christentum, im "Säurebad der Moderne" auflöst.

Die "kulturmissionarische Haltung" der USA (und ebenso deren Verfolgung ihrer "imperialen Interessen") sind nicht Ausdruck einer besonderen Bösartigkeit, sondern einer noch intakten Vitalität.
Natürlich kann man den USA viele Fehler vorwerfen: Moralische, aber auch rein sachlogische (2. Irak-Krieg, Eingriff in Libyen). Doch kann ich mich immer nur wundern, wenn beispielsweise Facebook-Freunde den USA die Besetzung Afghanistans zum Vorwurf machen.
Nur ein außenpolitisch kastriertes Volk wie das deutsche kann es nicht kapieren, dass ein stolzes Land eine Demütigung wie 9/11 nicht hinnehmen kann, und selbstverständlich ein Land angreift, das den Terroristen eine Heimstätte bietet.


Dem ersten Teil seines Aufsatzes "Prinzipien alternativer Islampolitik, Teil I" (25.01.2016) hat Tillschneider ein Zitat von Alain de Benoist vorangestellt:
"Ich bekämpfe nicht die Identität der Anderen, sondern das System, das unser aller Identitäten zerstört."
Benoist dürfte damit den Kapitalismus, Neoliberalismus, US-Imperialismus oder Ähnliches gemeint haben.
Tatsächlich ist es aber das Naturgesetz von "wachsen oder sterben", das die Ausbreitung von Systemen erzwingt. Wir haben nicht die Wahl, ob wir in einer Schrebergartenwelt wohnen, oder die Gärten der anderen (zivilisatorisch) kolonisieren wollen: Wenn wir es nicht mit denen machen (oder es uns bei denen nicht gelingt), dann machen die das mit uns.
"Das System" ist letztendlich die Natur selber!
Selbst wenn es zutreffen sollte, dass "Gewalt, Konflikte, Unruhen und das Phänomen einer massenweisen sexuellen Belästigung wie Neujahr in Köln aber auch in Ägypten ..... weder dem Islam noch der westlichen Lebensart anzulasten [sind], sondern der Konfrontation des Islams mit der westlichen Lebensart im Zuge der Globalisierung", dann ändern wir daran schon deshalb nichts, weil wir unsere Lebensart den Muslimen ja nicht aufgezwungen haben. Nicht einmal der amerikanische Einmarsch in den Irak hat dort die kulturellen Verhaltensmuster verändert. Der Westen ist für die muslimische Welt, was den Lebensstandard angeht, in gleicher Weise eine Verlockung wie er es einst für die Menschen der DDR war. Letztlich ist es ja nicht so, dass wir denen unsere Wirtschaftsweise überstülpen würden: Die könnten schließlich Kamelzüchter und Oasenpflanzer bleiben. Wollen sie aber nicht - verständlicher Weise.
Die Konfrontation ergibt sich aus der Spannung, und die Spannung resultiert aus der Differenz.
Das war vom Grundsatz her im Weströmischen Reich der (Spät-)Antike nicht anders als heute.

Deshalb ist es auch ausgesprochener Schwachfug, wenn Tillschneider den Versuch, „den Islam an die Normen und Werte der aufgeklärten Moderne anzupassen“, als "Wurzel des Übels" (etwa der Sexualdelikte in Köln oder Ägypten, wie sie aber auch aus anderen muslimischen Ländern berichtet werden) bezeichnet. Eine Argumentation, die (faktenwidrig) dem Westen die Schuld am aggressiven Verhalten junger Muslime gibt, hätte ich eher von den Linken als in der AfD erwartet.
Ich weiß nicht, OB wir den Islam verändern werden. Das weiß auch kein Islamwissenschaftler (wie z. B. Dr. Tillschneider). Welcher Sowjetologe hat 1988 den Zusammenbruch des Sowjetkommunismus vorausgesagt?

Ich weiß nur eins: Wir können vom Sattel der Geschichte absteigen.
Aber dann werden uns eines Tages die Streitwagen der Geschichte überrollen.
Ein Dauerabonnement im Schrebergarten der Weltgeschichte führt der Liebe Gott leider nicht im Sortiment.

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Für alle, die gerne selber mehr über dieses Thema lesen möchten, hänge ich einige Links an. Eigentlich hatte ich beabsichtigt, diese Artikel sämtlich zu lesen und daraus sozusagen ein großes Panorama zu machen. Das habe ich nicht geschafft (größtenteils nicht mal das Lesen).
Und letztlich kann man lesen soviel man will: Entscheidend für die eigene Positionierung ist die Vorstellung, die man von Kulturen und von kulturellen Dynamiken hat: Ob man also an kulturelle Schrebergärten glaubt, oder nicht.

Ich glaube, dass diejenigen, welche an eine geruhsame Zukunft unseres Volkes im eigenen Kulturbiotop glauben, irgendwann werden dran glauben müssen. ;-)

Doch das ist kein Grund, meinen Lesern eventuell weiterführende Informationen vorzuenthalten ;-) :
 
ceterum censeo 

Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand vom 23.05.2016

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